Prüfungsängste bei Microsoft-Zertifizierungen – Die menschliche Seite im MCT-Training
Das Thema, welche Ängste Schüler bei ihrer ersten Microsoft-Prüfung beschäftigen, kam in der letzten ‚MCT Germany Coffee-Lounge‘ eher zufällig zur Sprache. Dieses monatliche Austauschformat für deutschsprachige MCTs beleuchtet dabei nicht nur die menschlichen Aspekte des Trainings, sondern auch die Herausforderungen für Trainer, aktuelle Neuigkeiten aus der Community und vieles mehr. Eines wurde dabei deutlich: Eine unserer Aufgaben als MCT besteht darin, den Teilnehmern die Angst vor der Prüfung zu nehmen – denn die Herausforderungen beginnen oft schon mit den eigenen Unsicherheiten und nicht erst bei der Technik.
Typische Ängste vor der ersten Prüfung
Für viele Schüler ist die erste Microsoft-Prüfung ein Schritt ins Unbekannte. Dabei geht es nicht nur um das erste Zertifikat für den neuen Arbeitgeber – oft handelt es sich auch um das erste professionelle Zertifikat überhaupt oder das erste Microsoft-Zertifikat, das sie absolvieren. In manchen Fällen ist es sogar die erste formale Prüfung außerhalb von Schule oder Studium. Diese besondere Ausgangssituation verstärkt den Druck zusätzlich und lässt die Angst vor dem Scheitern wachsen. Prüfungsangst äußert sich dabei nicht nur als Aufregung am Tag selbst, sondern begleitet viele schon während der Vorbereitung: Zweifel an den eigenen Fähigkeiten, Sorge vor unverständlichen Aufgaben oder Angst, den Erwartungen nicht gerecht zu werden, sind alltägliche Begleiter.
Um ganz ehrlich zu sein: Schon in der Grundschule zeigte sich bei mir Prüfungsangst. Ich habe Aufgaben oft aufgeschoben, mich nicht im Unterricht eingebracht und zeitweise sogar resigniert. Der Tiefpunkt war, als ich von der vierten zurück in die dritte Klasse versetzt wurde und meine damalige Klassenlehrerin meinen Eltern sagte, aus mir werde nie etwas. Heute weiß ich, dass das nichts mit mangelnder Intelligenz zu tun hatte. Jede Prüfungssituation bedeutet für mich eine neue Überwindung meiner Angst – und inzwischen habe ich gelernt, sehr gut damit umzugehen und erfolgreich Prüfungen zu bestehen. Als Trainer spreche ich offen mit meinen Schülern über das Scheitern, aber auch darüber, wie wichtig es ist, wieder aufzustehen und weiterzumachen. Genau deshalb ist es mir so wichtig, die Sorgen und Ängste meiner Schüler ernst zu nehmen und ihnen empathisch zu begegnen.
Ergänzende Angstformen – mehr als nur Prüfungsangst
Neben der klassischen Prüfungsangst kommen weitere relevante Formen hinzu: Viele fürchten die Bewertung durch Dritte, sei es durch Trainer, Kollegen oder den Vorgesetzten. Versagensängste können sich dabei auf die gesamte berufliche Zukunft projizieren. Nicht selten spielt auch die Angst vor der Technik eine Rolle – beispielsweise, wenn Unsicherheit im Umgang mit Prüfungssoftware besteht oder die Sorge vor technischen Problemen den Fokus auf die Inhalte erschwert. Soziale Ängste, etwa die Befürchtung, sich vor anderen zu blamieren oder Fragen zu stellen, sind ebenso präsent und können den Lernerfolg erheblich beeinflussen.
Warum diese Ängste ernst genommen werden müssen
Ängste sind keine Randerscheinung, sondern beeinflussen das Lernverhalten und den Prüfungserfolg maßgeblich. Wer sich im Training nicht sicher fühlt, nimmt Inhalte schlechter auf und entwickelt schneller eine Blockade gegenüber neuen Themen. Die Folgen können weit über die Prüfung hinausreichen: Selbstzweifel, resignierte Haltung oder die Entscheidung, keine weiteren Zertifizierungen mehr anzustreben, sind nicht selten. Deshalb ist es wichtig, diese Ängste zu erkennen und ihnen mit Wertschätzung zu begegnen.
Die Rolle der MCTs – Empathie, Erfahrung und Sensibilität
Microsoft Certified Trainer stehen nicht nur als Wissensvermittler, sondern auch als Mentor und Unterstützer bereit. Ihre Erfahrung im Umgang mit Prüfungen ist für die Schüler eine wertvolle Ressource – vorausgesetzt, sie begegnen den Ängsten empathisch und sensibel. Eine offene Haltung, das Teilen eigener Prüfungserfahrungen und die Bereitschaft, auch Unsicherheiten zu thematisieren, schaffen eine Atmosphäre, in der Angst besprochen und bearbeitet werden kann.
Praktische Tipps für MCTs – Angst erkennen und adressieren
- Offene Gespräche führen: Den Schülern von Anfang an die Möglichkeit bieten, Ängste und Unsicherheiten offen anzusprechen. Auch bei einem lockeren Gespräch an der Kaffeemaschine oder zum Mittagessen.
- Eigene Erfahrungen teilen: Als Trainer authentisch bleiben und von eigenen Herausforderungen berichten, um Hemmschwellen abzubauen.
- Kleine Erfolge ermöglichen: Den Fortschritt im Training sichtbar machen und gezielt loben, um das Selbstvertrauen der Teilnehmer zu stärken.
- Technische Hürden proaktiv angehen: Gemeinsames Testen der Prüfungssoftware und das Simulieren von Prüfungssituationen helfen, technische Ängste zu reduzieren.
- Soziale Ängste berücksichtigen: Einen wertschätzenden Umgang in der Gruppe fördern, niemanden bloßstellen und Verständnis für unterschiedliche Lerntempi zeigen.
Fazit – Die Bedeutung der menschlichen Komponente
Zertifizierungen sind mehr als ein Nachweis von Wissen – sie sind oft ein Meilenstein in der persönlichen und beruflichen Entwicklung. MCTs haben die Chance, diese Reise nicht nur fachlich, sondern auch menschlich zu begleiten. Indem sie Ängste erkennen, ernst nehmen und den Teilnehmenden empathisch zur Seite stehen, leisten sie einen entscheidenden Beitrag zum Prüfungserfolg. Für Schüler und Trainer gilt gleichermaßen: Erfolg entsteht dort, wo Wissen und Menschlichkeit zusammenkommen.